Waxipedia

Wissenswertes zu den Materialien

Was ist Enkaustik Medium?

Das Enkaustik Medium ist das bei dieser Technik verwendete Bindemittel für die Farbpigmente. Es setzt sich zusammen aus den rein natürlichen Materialien Bienenwachs und Dammarharz.

Die Rezepte für die Herstellung sind unterschiedlich, je nach Vorlieben der Künstler und der Klimaregion.

Gängig sind Verhältnisse von 8:1 bis 9:2. Je nach gewünschtem Effekt wird der Dammarharzanteil erhöht. Das Harz hebt den Schmelzpunkt des Bienenwachses, der bei 62°C – 65°C liegt, auf rund 80°C, und stabilisiert so das Medium. Es wird härter und glänzt stärker,  gleichzeitig aber auch spröder und weniger formbar.

Es ist als fertiges Medium im Handel erhältlich, kann aber, unter Berücksichtigung gewisser Vorsichtsmassnahmen, auch selber hergestellt werden. Es sollte keine Lösungsmittel enthalten, da diese durch die Erwärmung während der Verarbeitung giftige Dämpfe entwickeln können.

Auch mikro- oder makrokristalline Wachse können bei Herstellung des Enkaustik Mediums zum Einsatz kommen. Es gilt hier selber zu experimentieren und seine persönlichen Vorlieben zu entdecken.

Was sind Enkaustikfarben

Anlässlich meiner Teilnahme an der 12. International Encaustic Conference in Provincetown, USA, im Juni 2018, hatte ich das grosse Vergnügen Richard Frumess, und seinen Partner Darin Seim persönlich kennen zu lernen. Richard Frumess gründete vor 30 Jahren die Firma R&F Handmade Paints mit Sitz in Kingston, New York, heutiger Marktführer für die Herstellung von Enkaustikfarben. Seit 2022 bin ich Artist Instructor von R&F Handmade Paints, und meine Workshops werden grosszügig mit deren Produkte unterstützt. Es ist wie im Farbenparadies.

Richard’s unglaubliche Leidenschaft für, und das scheinbar grenzenlose Know-How rund um die Herstellung von Wachsfarben waren schlicht umwerfend. Kein Wunder hat sich „R&F“ zum Marktführer hochpigmentierter Wachsfarben und Oilsticks entwickelt. Die Passion und Hingabe ist in jedem Block Wachsfarbe und bei jeder neu entwickelten, einzigartigen Farbe spürbar.

Die R&F Farben sind sehr hoch pigmentiert und entsprechend ergiebig, was sich im Preis widerspiegelt. Alternative Anbieter, die ich in USA entdeckt habe sind Enkaustikos und Kama Pigments. Beide Hersteller liefern meines Wissens noch nicht, oder nur sehr beschränkt, nach Europa.

Was ist Schellack?

Schellack ist eine natürliche, harzige Substanz, die aus den Ausscheidungen von Lackschildläusen gewonnen wird. Die Läuse leben in grossen Kolonien auf speziellen Baumarten, hauptsächlich in Süd- und Südostasien.

Die weiblichen Läuse nehmen den Saft der Bäume auf, und scheiden eine chemisch veränderte Harzsubstanz aus, um damit die gelegten Eier zu schützen. Der Lack von tausenden Läusen verbindet sich zu einer bis zu 1 cm dicken, harten Kruste um die Zweige, die nach dem Schlüpfen der Läuse geerntet wird.

Nach dem Entfernen der Verunreinigungen entscheidet das weitere Verfahren darüber, ob wachshaltiger Schellack (mittels Schmelzfiltrationsverfahren) oder wachsfreier Schellack (mittels Lösemittelextraktionsverfahren) gewonnen wird. Der flüssige Schellack wird auf einem Band zu einem dünnen Film gezogen, der beim Abkühlen in die typischen Flocken zerbricht.

Schellack gibt es in unterschiedlichen, natürlichen Farbtönen von transparent bis gelb/bernstein zu rubinfarben. Er lässt sich mit Pigmenten jedoch gut einfärben und bietet daher ein riesiges Farbenspektrum und unzählige gestalterische Möglichkeiten.

Kann ich Schellack selber herstellen?

Darüber, wie man Schellack ansetzt, gibt es die verschiedensten Theorien. Welches Mischverhältnis und Lösungsmittel man wählt, hängt stark davon ab, zu welchem Zweck das Material verwenden werden soll. Für die Verwendung in der Malerei habe ich gute Erfahrungen mit einem Mischverhältnis von 1:4 (Schellackflocken:Ethanol) gemacht.

Wichtig ist es, die Mischung in einem gut verschliessbaren Glas anzusetzen und aufzubewahren. Die Grösse des Glases sollte so gewählt werden, dass die Schellackflocken komplett mit Ethylalkohol bedeckt sind, und sich so problemlos auflösen können. Zuerst gibt man den Schellack in das Glas, fügt Ethanol dazu und unterstützt den Lösungsprozess zu Beginn, in dem man die Mischung mit einem Holzstab gut durchrührt. Danach den Schellack 1 – 2 Tage ruhen lassen, damit er sich vollständig auflösen kann. Die Dauer bis zur vollständigen Auflösung variiert stark je nach Hersteller und Schellacktyp.

Als Lösungsmittel sollte reiner Alkohol (Ethylalkohol, auch Ethanol genannt) oder Isopropanol verwendet werden. Der handelsübliche Spiritus enthält einen zu hohen Wasseranteil und eignet sich daher nicht.

Sehr gute Bezugsquelle für die Schellackflocken und die Lösungsmittel ist in Deutschland die Firma Kremer. In der Schweiz vertritt Thymos in Lenzburg, Winterthur, Bern und Kriens verschiedene Kremer Produkte. Ethylalkohol und Schellack sind dort eigentlich immer an Lager.

Wem der Aufwand, den Schellack selber anzusetzen, zu gross ist, kann auch auf fertige Schellacklösungen zurückgreifen.

Das hat den Vorteil, dass die Konsistenz des Materials konstant ist, hat jedoch auch seinen Preis. Gute Erfahrungen habe ich mit dem Astra Schellack gemacht, den es bei Bösner in verschiedenen wachsfreien und wachshaltigen Farbtönen zu kaufen gibt.

Zum Online Workshop „Das Schellack 1 x 1“.

Bienenwachs

Bienenwachs ist ein edler Naturstoff, indem eine Unmenge von Bienenarbeit drinsteckt. Um 1 kg Bienenwachs herzustellen, braucht es geschätzt 150’000 Bienen. Sie haben dafür rund 500’000 km zurück gelegt und 4 – 10 kg Honig verzehrt.

Umgerechnet auf einen meiner Enkaustikwürfel mit 10 cm Kantenlänge sind demnach geschätzt 7’500 Bienen 375’000 Mal (!) ausgeflogen, und haben dabei rund 25’000 km zurückgelegt. Ziemlich unglaublich.

Bienenwachs ist ursprünglich nicht wie vielfach angenommen gelblich, sondern weiss. Die weissen Wachsplättchen werden von den Honigbienen aus Wachsdrüsen ausgeschwitzt. Die gelbe Färbung entsteht erst durch die Aufnahme eines Inhaltsstoffs des Pollenöls, das den Naturfarbstoff Carotin enthält.

Für den Handel wird das Bienenwachs dann gereinigt, und ist naturbelassen (gelblich) oder weiß gebleicht erhältlich. Für die Enkaustik verwende ich vorwiegend gebleichten Bienenwachs.

Der Schmelzpunkt liegt zwischen 62 und 65°C.

Was sind Mikrokristalline Wachse?

Mikrokristalline Wachse, wie zum Beispiel der Cosmolid H80, werden im Gegensatz zu Bienenwachs aus Erdöl gewonnen. Im Vergleich zu Bienenwachs sind diese Wachse deutlich flexibler, und haben daher den Vorteil, dass sie später brechen. Diese Eigenschaften werden insbesondere relevant, wenn der Wachs auf Leinwänden eingesetzt werden soll.

Sie sind zudem günstiger als Bienenwachs – Cosmolid H80 rund 20% günstiger als Bienenwachs –  je nach Erdölanteil riechen sie jedoch penetrant.

Der grösste Nachteil der mikrokristallinen Wachse ist allerdings die schlechte Langzeitstabilität. Sie sind nur beschränkt UV-beständig, was bei längerer Einwirkung zur Oberflächenoxidation führen kann. Es kann dabei, insbesondere bei hellen und weissen Flächen, zum Nachdunkeln und Verfärben der ursprünglichen Farben kommen.

Der Schmelzpunkt dieser Wachsarten liegt je nach Zusammensetzung zwischen 60°C und 90°C. Derjenige von Cosmolid H80 liegt zwischen 75°C und 81°C.

Was ist Carnauba Wachs?

Carnaubawachs wird von der in Brasilien wachsenden Carnaubapalme gewonnen und ist der härteste aller natürlichen Wachse.

Die Palme bedeckt ihre Blätter beidseitig mit einer pulverförmigen Wachsschicht, um den Feuchtigkeitshaushalt zu regulieren.  Eine ausgewachsene Palme hat rund 35 Blätter, wobei ein Blatt nicht mehr als 5 Gramm Wachs produziert.

Der Schmelzpunkt ist mit 80° – 87°C sehr hoch. Mischt man ihn dem Bienenwachs bei, lässt sich dadurch ein härteres, hitzebeständigeres Enkaustik Medium herstellen, das jedoch auch ein höheres Risiko hat zu brechen. Vor allem an den Ecken und Kanten von Enkautikwerken.

Was ist Sojawachs?

Sojawachs wird im Gegensatz zu Paraffin nicht aus Erdöl, sondern aus Sojabohnen gewonnen. Er gilt als umweltfreundliche, biologisch abbaubare und nicht-toxische Alternative zu Paraffin.

Der Schmelzpunkt liegt mit 50°C sehr tief, weshalb er sich nur sehr begrenzt für die Herstellung von Enkaustikmedium eignet.

Sojawachs wird u.a. auch in der Kosmetik zur Herstellung von Seifen verwendet. Im Atelier kann man ihn für die Reinigung von Pinseln einsetzen, sofern man sich mit dem doch sehr eigenen Geruch anfreunden kann.

Sojawachs gibt es in unserer Boutique.

Was sind Makrokristalline Wachse?

Paraffin wird ebenfalls aus Erdöl gewonnen. Die makrokristalline Struktur und damit verbundene, geringere Molekülmasse, lässt den Schmelzpunkt auf 54° – 58°C sinken, und liegt damit tiefer als derjenige von mikrokristallinen Wachsen.

Er ist die günstigste Wachsvariante, sehr transluzent, aber auch äusserst brüchig und daher keine gute Wahl für die Enkaustik.

Nicht selten führt die Verwendung von Paraffin zu Rissen und zum Abblättern des Wachses. Er sollte daher höchstens auf kleinen Malgründen verwendet werden.

Da er so kostengünstig ist – rund € 8/kg bei Kremer – ist er ein idealer Pinselreiniger. 

In der Enkaustik oder Kaltwachsmalerei wird er nicht als Medium verwendet.

Was ist Dammarharz?

Dammarkristalle sind ein Harz, die als zweite Komponente zur Herstellung des Enkaustik Mediums benötigt werden. Sie verbessern die Härte des Enkaustikmediums, und dadurch die Beständigkeit und Haltbarkeit der Arbeiten.

Dammarharz ist das Harz von malaiisch-indischen Laubbäumen, die vorwiegend auf den Sundainseln wachsen. Der Name stammt aus dem Malaiischen und bedeutet soviel wie „Träne“ oder auch „Licht“.  Je nach Baumsorte variieren die Farben des Harzes von klar-hell, über gelblich bis schwarz-grau.

Zur Dammargewinnung werden die Bäume mit tiefen Einschnitten versehen, in denen sich das Harz sammeln kann. Die in den Handel kommenden Stücke sind etwa 3 cm im Durchmesser, obwohl auch grössere Harzstücke darunter sein können. Damar in birnen- oder keulenförmiger Form sind auf natürliche Weise von den Bäumen „ausgeschwitzt“ worden und stammen nicht von angeschnittenen Bäumen.

Dammharz wird dem Enkaustik Medium beigefügt, um den Schmelzpunkt des Mediums zu erhöhen (der Schmelzpunkt von Dammar liegt bei 107°C). Es ermöglicht zudem eine verbesserte Aushärtung des Wachses, die eine glänzende Oberfläche entstehen lässt, die sich immer wieder auf’s Neue gut polieren lässt.

Die Enkaustik Malpalette

Die Enkaustik Malpalette ist das Herzstück der Enkaustik-Technik. Sie wird erwärmt um darauf die Wachsfarben zu schmelzen. Sie besteht aus einer eloxierten Aluminiumplatte mit einem Pinselhalter. Unter der Platte wird eine Einzelherdkochplatte angebracht, mit der die Palette aufgewärmt wird. 

Die Vorteile liegen einerseits darin, dass die Aluminiumplatte die Hitze gleichmässig verteilt und speichert. Das vereinfacht die Verwendung der Farben wesentlich. 

Der Pinselhalter dient dazu, die Pinsel auf der Palette warm halten zu können. Auch das ist sehr wichtig, da die Pinsel sonst sehr schnell erkalten und steif werden. 

Wenn man am Anfang noch auf der Suche nach einer kostengünstigeren Lösung ist, kann man auf Tellerwärmsysteme ausweichen. Dort sollte darauf geachtet werden, dass sie über einen fein eingestellten Thermostaten verfügen, damit die optimale Arbeitstemperatur des Enkaustikmediums gehalten werden kann. 

Viele dieser Modelle werden entweder zu heiss: dann beginnt das Wachs zu verdampfen was gesundheitsschädlich ist. Andere widerum vermögen die Temperatur nicht zu halten. Dann kühlt die Farbe auf der Heizplatte zu sehr ab, und lässt sich nicht mehr gut verarbeiten. 

Auf jeden Fall immer mit einem Oberflächenthermometer die Temperatur im Auge behalten. Sie sollte 92°C nicht überschreiten. 

Temperaturkontrolle

Ob in der Enkaustik etwas klappt oder nicht, hängt in den allermeisten Fällen von der Temperatur des Wachses ab. 

Wenn man viel damit arbeitet, entwickelt man ein gutes Gefühl für die Temperatur. Dennoch empfehlen wir, immer ein Oberflächenthermometer auf der Malpalette anzubringen. 

Im Auge behalten muss man einerseits, dass die Palette nicht zu heiss wird, um gesundheitsschädliche Dämpfe zu vermeiden. Anderseits kann sie aber auch zu stark abkühlen. Dann werden die Farben kalt und zäh, und lassen sich nicht mehr einfach verarbeiten. 

Es gibt verschiedene Modelle. Entscheidend ist es sich eins zu  zu legen, das direkt auf der Palette aufliegt.

Ich hätte gerne die kostenlosen 6 Encaustic-Tips!

Download Freebie

Aktuellste News