Kaltwachs
Geschichte
Anders als die Enkaustikmalerei, die bereits im 5. Jahrhundert vor Christus von griechischen Künstlern praktiziert wurde, kann die Kaltwachstechnik nicht auf eine so lange Tradition zurück blicken.
Sie hat in den USA einen riesigen Aufschwung erlebt, seitdem Rebecca Crowell und Jerry McLaughlin 2016 die Kaltwachs-Bibel schlechthin: „Cold Wax Medium, Techniques, Concepts & Conversations“ herausgegeben haben.
Was ist Kaltwachs?
Kaltwachs ist eine spezielle Wachspaste, die bei Raumtemperatur verarbeitet werden kann. Das heisst, die Farbe muss vor einem Farbauftrag, anders als bei der Enkaustik, nicht geschmolzen werden.
Die streichfähige Wachspaste, die aus Bienenwachs, Dammarharz und Lösungsmitteln hergestellt wird, kann direkt mit Ölfarben oder Pigmenten vermischt und eingesetzt werden.
Gemäss Rebecca und Jerry war Arthur Dove der erste Künstler, bei dem die Verwendung von Kaltwachs (er mischte Bienenwachs mit Terpentin und Leinöl) dokumentiert wurde. Er liess die Farbe trocknen, in dem er die Lösungsmittel verdampfen liess, und setzte keine Wärmequellen ein.
1947 kreierte Frank Vorland das „Dorland‘ Wax painting Medium“, welches von Jasper Johns verwendet wurde, und auch heute noch für die Technik eingesetzt wird. Seit 2024 ist nun eine europäische Version des Kaltwachsmediums erhältlich, die ich zusammen mit der Firma Kremer Pigmente GmbH in Aichstetten, Deutschland entwickelt habe.
Das Schöne an Kaltwachs
Was macht das Material so anziehend?
Kaltwachs ist ein nachhaltiges, natürliches Material mit einer wunderbaren Transluszenz. Licht taucht in die Arbeiten ein, und leuchtet wieder hervor, was den Arbeiten die Tiefe verleiht.
Die Plastizität des Materials ist ungewöhnlich. Es lassen sich Texturen und Patinas erarbeiten, die natürlichen Oberflächen sehr ähnlich sind, und die Imperfektionen des Alterns widerspiegeln. Ganz Wabi Sabi.
Das Material trocknet matt und samtig auf. Auch das ein grosser Unterschied zur Enkaustik, deren Oberflächen sich aufgrund der natürlichen Harzkomponente polieren lassen, und die sehr anmutig und natürlich glänzen.
Enkaustik und Kaltwachs
Beide Techniken arbeiten mit einem ähnlichen Medium, mit der Ausnahme, dass dem Kaltwachsmedium Lösungsmittel beigefügt werden, und das Medium so bei Zimmertemperatur verarbeitet werden kann.
In der Enkaustik sind die Farben beim Raumtemperatur hart wie eine Kerze, und müssen zunächst erwärmt werden, bevor sie vermalt werden können.
Zudem werden die einzelnen Enkaustikfarbschichten nach dem Farbauftrag nochmals leicht erwärmt, damit sie sich stabil mit der unteren Schicht verbinden können.